Kampf der Gewohnheiten

Wir alle besitzen Gewohnheiten, von denen wir wissen, dass wir sie schnellstmöglich ablegen sollten. Doch so einfach ist das gar nicht. Die meisten unserer Gewohnheiten schleppen wir schon seit vielen Jahren oder sogar unser komplettes bisheriges Leben mit uns herum.

Wie schwer es ist eine alte Gewohnheit wieder loszuwerden, dass erleben wir alle immer wieder. Obwohl man im Laufe seines Lebens doch irgendwie besser darin werden müsste, seine alten Gewohnheiten gegen neue und vor allem nützlichere zu tauschen.

Tief verwurzelte Gewohnheiten

Doch dafür gibt es einen guten Grund. Unsere alten Gewohnheiten sind schließlich nicht rein zufällig so tief in uns verwurzelt. Diese erlernten Gewohnheiten ermöglichen es uns jeden Tag mit einer bestimmten Routine zu erledigen. Wir müssen nicht bei jeder Handlung darüber nachdenken, wie diese abläuft, denn dies geschieht völlig automatisch und unbewusst.

Die dadurch gesparte Energie und Aufmerksamkeit haben wir so für andere Dinge zur Verfügung. Für Dinge, die nicht alltäglich sind und unsere gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Ohne all diese Gewohnheiten würden wir ständig unter Strom stehen, und bei jeder Tätigkeit ins Stocken geraten.

Von diesem Blickpunkt aus, sind unsere erlernten Gewohnheiten unser Freund und Helfer. Doch sobald sich schlechte Gewohnheiten in unser Leben schleichen, sieht das Ganze völlig anders aus.

Langsam, aber tödlich…

Gerade weil diese schlechten Gewohnheiten sich förmlich in unser Leben schleichen, bemerken wir dies meist gar nicht. Dieser Prozess vollzieht sich dermaßen langsam und unauffällig, dass wir diese schlechten Verhaltensweisen erst dann wahrnehmen, wenn sie schon tief in uns verwurzelt sind.

Diese dann wieder loszuwerden ist jedes Mal aufs Neue eine Qual. Denn auch wenn wir wissen und völlig davon überzeugt sind, dass uns diese Verhaltensweisen nicht unterstützen, so wird das Loswerden dieser Gewohnheiten immer wieder zum Kampf.

Alte vs. neue Gewohnheiten

Das Ganze wird um einiges verständlicher, wenn man alte und neue Gewohnheiten einmal gegenüberstellt. Da haben wir auf der einen Seite eine alte Gewohnheit, die schon seit 10 oder mehr Jahren besteht, die uns bisher vielleicht sogar gute Dienste erwiesen hat.

Nun entdecken wir plötzlich eine andere Verhaltensweise, z.B. durch einen Bekannten. Wir sehen, dass dieser Mensch mit seinem Verhalten bessere Ergebnisse erzielt als wir. Daraufhin beschließen wir, dieses Verhalten zu übernehmen und das alte über Bord zu werfen.

Natürlich wissen schon im Voraus, dass dies leichter gesagt als getan ist. Denn unsere alte Gewohnheit verteidigt ihren festen Platz so gut sie kann. Und völlig unbewusst stellen wir uns an dieser Stelle die Frage: „Warum sollte ich meine alte, schon seit 10 Jahren funktionierende Gewohnheiten gegen eine neue eintauschen, die bei mir selbst vielleicht gar nicht so gut funktioniert?“

Das ist meist der Punkt, an dem wir unsere alte Gewohnheit unterbewusst akzeptieren und uns von der neuen wieder verabschieden.

Einer neuen Gewohnheit Leben einhauchen

Allerdings besteht für unsere neue Gewohnheit noch eine Chance. Diese müssen wir allerdings selbst einleiten. Wir müssen uns die neue Gewohnheit immer wieder ins Gedächtnis rufen, z.B. indem wir diese aufschreiben und uns zu Beginn eines jeden Monats durchlesen. Häufig kommt uns dieses neue wünschenswerte Verhalten auch wieder von selbst ins Gedächtnis. Doch dieses Risiko sollten sie nicht eingehen.

Doch mit jedem Mal, bei dem sie an dieses neue Verhalten denken müssen, und wieder diesen innerlichen Kampf der beiden Gewohnheiten führen, wird eines geschehen. Ihre neue Gewohnheit gewinnt allmählich an Macht. Sie nimmt einen immer größer werdenden Teil ihrer Gedankenwelt ein. Womit diese für sie weniger bedrohlich und immer greifbarer wird.

Das Aneignen einer neuen und besseren Gewohnheit wird so immer einfacher. Der Thron ihrer alten Gewohnheit wird dabei immer wackliger. Sie spüren plötzlich, dass hinter dieser alten Gewohnheit nicht viel steckt. Es ist meist nichts weiter als das gute Gefühl, der automatische Ablauf uns das Wissen darüber, was geschieht, welches uns an den erlernten Verhaltensweisen festhalten lässt.

Ich selbst rufe mir diese Methode immer wieder ins Bewusstsein, wenn ich mir neue Gewohnheiten aneignen möchte. Denn völlig ohne ihre Hilfe hat jede neue und sogar nützlichere Verhaltensweise gegen die alte keine Chance.

Den Kampf David gegen Goliath werden sie nur gewinnen, wenn sie diesen aktiv führen, und d.h. sie müssen ihre neuen Gewohnheiten pflegen und unterstützen.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Kampf der Gewohnheiten“

  1. Avatar von Felix
    Felix

    Zunächst stellt sich mir die Frage auf welche Art von Gewohnheit dieser Artikel zielt? Gedankenmuster können genauso wie alltägliche Dinge oder Verhalten gegenüber Mitmenschen oder uns selbst als Gewohnheit bezeichnet werden.
    Gedankenmuster lassen sich sicher genauso ändern, wie hier beschrieben. Immer wieder das neue Muster durchdenken bis es iwann von alleine geschient.
    Hingegen bezweifle ich stark, dass für alle anderen Arten von Gewohnheiten die beschriebene Taktik funktioniert. Ich denke Gewohnheiten lassen sich nur ändern, indem man konsequent die neue Verhaltensweise praktiziert.
    Beispiel: Schlafrhythmus
    Ich habe seit Beginn meines Studiums einen verschobenen Schlafrhythmus. Seit einigen Semestern versuche ich immer wieder diesen zu ändern. Denken hilft mir nicht weiter, wenn ich einige male meinen angestrebten Rhythmus umgesetzt habe, merke ich hingegen, dass es mir mit jedem Male leichter fällt. Um das noch zu Ende zu führen, ich scheiter immer an Wochenenden, da verschiebt sich dann alles wieder -.-

    Grüße

    Felix

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