Es gibt wohl kaum etwas Frustrierendes als ein Ziel zu erreichen, welches keine Freude, Erleichterung und Glücksgefühle in uns aufkommen lässt. Mit Erreichen eines solchen Ziels stellen wir wieder einmal voller Enttäuschung fest, dass der Weg das Ziel ist.
Doch wir wollen uns jetzt nicht damit beschäftigen, wie man sich möglichst unwiderstehliche Ziele setzt oder wie man sicherstellt, dass diese Ziele auch wirklich unsere eigenen sind. Denn genauso enttäuschend wie das Erreichen eines falschen Zieles ist, so niederschmetternd ist die Erkenntnis, dass wir die meisten unserer Ziele nie erreichen.
Perfekt – Eine Illusion
Die häufigste Ursache hierfür ist unser Perfektionismus, gepaart mit fehlendem Selbstvertrauen. Perfektionismus bedeutet hierbei nichts weiter als die übermäßige Konzentration auf „Probleme“, die das Fertigstellen des gesamten Projektes verhindern.
Aus Angst etwas nicht bestmöglich erledigt zu haben, wird am Problem gearbeitet, wobei meist zusätzliche Probleme auftauchen. Oft führt dieser Perfektionismus dazu, dass das angestrebte Ziel nie erreicht wird, dass Projekt aufgrund neuer Projekte in Vergessenheit gerät, und wir wieder von vorne anfangen.
Genauso wie sie darunter leiden, wenn sie sich zu sehr auf das Ziel konzentrieren, so leidet ihr Ziel darunter, wenn sie sich zu wenig auf das Ziel konzentrieren.
Zwischen ihnen und ihrem Ziel gibt es ein Wechselspiel
Sobald sie ihre Aufmerksamkeit auf das Endergebnis richten, kommen sie diesem rasend schnell entgegen. Ist ihr Fokus auf den Weg gerichtet, beginnen sie zu trödeln und ehe sie sich versehen, ist ihre anfängliche Begeisterung verschwunden. (Ohne die viele Menschen ihr Ziel nicht mehr erreichen.)
Ich glaube, dass sich zu viele auf den Weg konzentrieren und deshalb die meisten Ziele nicht einmal annähernd erreichen. Dabei verfallen sie all zu oft dem kleinen Perfektionisten, der wohl in jedem steckt. Was ist ihnen lieber? Von 10 gesteckten Zielen eines zu erreichen oder erfolglos auszugehen?
Alles was letztendlich zählt ist das Ergebnis.
Sie werden nur kein Ergebnis zu Gesicht bekommen, wenn sie sich ständig einreden ihre Arbeit sei noch nicht 100%ig perfekt. Sehen sie der Wahrheit ins Auge: Ihre geleistete Arbeit wird und kann nie perfekt sein.
Die Definition des Wortes „PERFEKT“ ist wie eine sich bewegende Zielscheibe, die sich augenblicklich verändern kann. Unsere Vorstellung einer perfekt schmeckenden Mahlzeit ändert sich genauso schnell wie die, des schönsten Autos.
Solange sie die Ziellinie nicht überqueren ist es so, als wären sie nie losgelaufen. Der beste Marathonläufer kann sich einen Meter vor dem Ziel befinden, solange er dieses nicht erreicht, kann ihn sogar der langsamste Läufer überholen. Vielleicht haben sie auf dem Weg zum Ziel sogar einige große Fehler begangen, doch sie sind angekommen, und nur das zählt.
Viele sind mit der Planung ihres Ziels so beschäftigt, dass sie eines ganz vergessen: ihr Ziel in Angriff zu nehmen. Wobei große Ziele meist auch große Enttäuschungen mit sich bringen. Verstehen sie mich nicht falsch, ich LIEBE GROßE ZIELE. Doch alle, die selbst mit kleinen Zielen nicht klarkommen, sollten sich doch nicht sofort auf die Großen stürzen, oder?
Ein Schritt zählt mehr als 1000 Worte
Jedes Jahr aufs Neue werde ich in dieser Einstellung bestärkt. Die heiligen Vorsätze für das neue Jahr ermutigen einige Leute wirklich zu gigantischen Höhenflügen. Sie wollen von einem Tag auf den anderen (meist vom 31.12. zum 01.01.) jeden Tag 10km joggen.
Wenn das aus dem Munde eines Laufneulings kommt, darf eine gewisse Skepsis natürlich nicht fehlen. (Aber schließlich stirbt die Hoffnung ja zu letzt.) Eine Sache stirbt aber meist schon innerhalb der ersten Tage: der gutgemeinte Vorsatz.
Die immer wieder geringer werdende Anzahl von Joggern von Anfang bis Mitte Januar spürt man förmlich, ohne sie zählen zu müssen. Dabei bin ich mir sicher, dass die meisten dieser Menschen begeisterte Jogger geworden wären, hätten sie sich nicht gleich zu Beginn solch riesige Ziele gesetzt.
Auf der anderen Seite treffe ich regelmäßig 60jährige Frauen, die joggen. Sie laufen zwar nicht 10km. Doch sie laufen und zwar sogar oft. Nun, wer treibt mehr Sport? Eine 60jährige Frau, die drei Mal pro Woche zwei Kilometer joggt oder ein 20jähriger Mann, der nach dem ersten Versuch 10km zu laufen, frustriert und für den Rest seines Lebens das Laufen aufgibt.
Das Geheimnis zahlreicher Erfolge
Das Geheimnis zahlreicher Erfolge besteht nicht darin, sich möglichst hohe Ziele zu setzen, die andere beeindrucken. In einem Zeitalter, in dem Zeit Geld ist, lautet das Erfolgsgeheimnis: Möglichst viele Ergebnisse zu produzieren, und zwar am laufenden Band.
Ein kleiner Erfolg, selbst wenn dieser nicht zu 100% gelungen ist, ist unendlich wertvoller als ein großes Ziel, das nie erreicht wird. Und gerade zu Beginn sind es die kleine Ziele, aus denen ein starkes Selbstvertrauen wächst.
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